Schwimmen, Radeln und schlieĂlich noch Laufen â der Triathlon ist ein krĂ€ftezehrender Dreikampf, der uns an unsere sportlichen Grenzen bringen kann. Mit Training, Ehrgeiz und ein paar Tipps kann ihn fast jeder meistern und sein persönliches Limit beeinflussen. medpex Redakteur Christian hat sich bei seiner Premiere der Herausforderung âFitness-Triathlonâ gestellt. Ob er an seine Grenzen gekommen ist und es ins Ziel geschafft hat?
Lange schon spiele ich mit dem Gedanken, an einem kleinen Dreikampf teilzunehmen â der Fitness-Triathlon im suÌdhessischen Viernheim ist ein idealer Einstieg: 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fuÌnf Kilometer Laufen. Das ist auch fuÌr einigermaĂen sportliche Einsteiger machbar. RegelmĂ€Ăig trainiere ich nur das Laufen. Schwimmen und Radfahren â mit dem Mountainbike â gehe ich ab und an, wenn Zeit und Lust aufeinandertreffen. Und so reise ich recht unvorbereitet zu meinem ersten âWettkampfâ.
Bei den Ausdauersportarten Schwimmen, Fahrradfahren und Joggen handelt es sich um Disziplinen, die grundsĂ€tzlich jeder gesunde Mensch mit einer gewissen Fitness-Basis ohne groĂes Talent trainieren kann. Beim Triathlon zĂ€hlt vor allem der Ehrgeiz, durchzuhalten. Eine unliebsame Teildisziplin kann durch eine andere prima ausgeglichen werden und am Ende springt trotzdem noch eine passable Zeit heraus. Herausfordernd sind aber auch die nahtlosen ĂbergĂ€nge, bei denen man keine Zeit verschenken sollte, und das taktisch kluge Einteilen der KrĂ€fte. So weit, so gut.
Gut vorbereitet ist halb gewonnen
Dass ich ein blauĂ€ugiger Triathlon-Neuling bin, merkt man mir schon vor dem Startschuss an: Ich bin völlig ahnungslos, wo und wie ich meine Startnummer fuÌrs Radeln und Laufen festmachen soll. âNormal hat man da so einen Brustgurt dabeiâ, erfahre ich von einem schmunzelnden Helfer im Schwimmbad. GluÌcklicherweise gibt es im benachbarten Stadion, in dem spĂ€ter auch der Zieleinlauf sein wird, alle nötigen Accessoires zu kaufen. Nach meinem Spurt zum Verkaufsstand bin ich dann auch gleich aufgewĂ€rmt â und mit dem Brustgurt fuÌr sieben Euro hoffentlich komplett ausgeruÌstet. Beim Check-in meiner Startgruppe schaue ich mir verstohlen bei den Mitstreitern ab, wie man den Wechsel aufs Rad vorbereitet: Fahrrad am StĂ€nder aufhĂ€ngen, Handtuch auf dem Boden ausbreiten, Schuhe bereitstellen und Matchsack vorbereiten. Den bringen die Helfenden spĂ€ter in die zweite Wechselzone.
Ab ins kĂŒhle Nass
Dann gehtâs endlich los: Badekappe und Schwimmbrille auf, ab ins Wasser und kurz einschwimmen. Ich messe mich mit acht Mitstreitern auf einer Bahn â kuschelig. Am Beckenrand versammelt, sprechen wir kurz ab, wer wann startet. Als Untrainierter kraule ich an siebter Stelle los und uÌberhole fruÌh meinen Vordermann, der sich merklich schwerer tut als ich. Ausdauerndes Kraulen war jedoch auch nie meine StĂ€rke und so wechsle ich nach Bahn sechs zur Brusttechnik. Die zehn 50-Meter-Bahnen schaffe ich mit diesem Mix in 11:49 Minuten.
Wechseln will gelernt sein
Ich arbeite mich am Beckenrand hoch und renne auf wackeligen Beinen Richtung Wechselzone. Meinen urspruÌnglichen Plan, die Badehose gegen die Radlerhose zu tauschen, verwerfe ich angesichts der vielen Zuschauerinnen und Zuschauer, die das Ganze begutachten. Ich ziehe meine Radlerhose einfach druÌber, trockne meine FuÌĂe, ziehe Socken, Schuhe und Shirt an; Schwimmutensilien noch in den Matchsack und Rad geschnappt. Das Prozedere dauert nicht nur gefuÌhlt ewig â spĂ€ter entnehme ich der Ergebnisliste, dass es uÌber zweieinhalb Minuten waren. 97 Teilnehmer haben das schneller geschafft.
Tour de Viernheim
Endlich im Sattel heiĂt es fuÌr 20 Kilometer rein in die Pedale â das bedeutet fuÌnfmal Richtung Viernheimer Wald und zuruÌck. Bei der ersten Wende niete ich fast eine Kampfrichterin um, die mir hinterherflucht, ich solle gefĂ€lligst die Spur halten. Ich japse ein leises âSorryâ â fuÌr mehr reicht die Luft eh nicht â und strample beharrlich weiter. Nach und nach zieht ein GroĂteil der Teilnehmenden rasant an mir vorbei, die Topleute uÌberrunden mich sogar. Ich komme mir etwas klĂ€glich vor, aufgrund der nicht vorhandenen Trainingseinheiten auf dem Rennrad jedoch auch kein Wunder. Meine Oberschenkel brennen sowieso wie Feuer, und als ich in die vierte Runde einlenke, ist die Strecke bereits ziemlich verwaist. An der letzten Wende heizt mich sogar der Streckenposten an, den ich fast uÌberfahren hĂ€tte â höre ich da etwa Mitleid raus? Immerhin uÌberrunde ich noch den Teilnehmer,
der gemuÌtlich mit seinem Citybike mitfĂ€hrt.
Und jetzt noch laufen?!
Nach 45:34 Minuten auf dem Rad komme ich in der zweiten Wechselzone an und will meinen Helm abziehen, doch auch hier mache ich wieder die Bekanntschaft mit den Kampfrichtern: âStopp, erst am Platz öffnen!â Dort reiĂe ich ihn vom Kopf, stelle das Rad ab und gehe mit Pudding-Beinen auf die Laufstrecke. Auf vier abgesteckte Runden Ă 1,25 Kilometer im und ums Stadion darf ich mich freuen. Nette Helfende reichen Wasserbecher, die ich gern annehme, sind doch die Temperaturen im Laufe des Vormittags spuÌrbar gestiegen. Den Durst gestillt, renne ich ab Runde zwei dann endlich in einem guten Rhythmus. Kurz vor dem Ziel ziehe ich noch mal das Tempo an, sodass meine Laufzeit von 24:25 Minuten sogar fuÌr die Top-40 der MĂ€nner an diesem Tag reicht. Ausgelaugt, aber uÌbergluÌcklich habe ich nach einer Stunde, 26 Minuten und 21 Sekunden meinen ersten Triathlon erfolgreich absolviert! Insgesamt waren beim Fitness-Triathlon in Viernheim 79 Frauen und 119 MĂ€nner dabei. Und egal, welcher
Trainingsstand, Erfahrungsschatz oder welche Platzierung: Alle waren im Ziel ziemlich k.o., aber verdammt stolz. ct //
Triathlonstipps fuÌr Einsteiger
Locations
ALLGĂU TRIATHLON: Kultveranstaltung, knackiger Anstieg beim Lauf auf der âKuhrampeâ.
HAMBURG TRIATHLON: urbane Kulisse, mit dem Rad durch die Hafencity, Laufen an der Alster, in der zuvor das Schwimmen stattfindet.
BERLIN TRIATHLON: unterschiedlichste Distanzen, auch fuÌr Familien geeignet, Schwimmen in der Spree.
KĂLN TRIATHLON: Europas gröĂtes Multidistanz-Triathlon-Wochenende, mit dem Rad durch die Kölner City, Schwimmen im FuÌhlinger See.
SCHLIERSEE ALPEN-TRIATHLON: Höhenluft schnuppern beim Radfahren in den bayerischen Alpen, Laufen um den und Schwimmen im Schliersee.
FRANKFURT CITY TRIATHLON: Distanzen fuÌr alle Dreikampf-Begeisterten, los gehtâs wie beim Ironman Germany im Langener Waldsee, Radeln und Laufen inmitten der Mainmetropole.
FĂRDE-TRIATHLON KIEL: verschiedenste Distanzen, Schwimmen in sowie Radeln und Laufen entlang der Kieler Förde.
ZEHN-FREUNDE-TRIATHLON: Verschiedene Orte (z. B. Frankfurt, Darmstadt, NuÌrnberg), es geht nicht primĂ€r um Zeiten, gemeinsam teilt man sich die legendĂ€re
Ironman-Distanz im 10er-Team (Firma, Sportgruppe, Vereine, Freundeskreis etc.), inklusive Rahmenprogramm im Anschluss (Party, Live-Musik, Essen und Trinken).
Distanzen
500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fuÌnf Kilometer Laufen â das ist der Einstufung der Deutschen Triathlon Union zufolge eine Sprintdistanz. Und noch weit entfernt von der olympischen Kurzdistanz (1,5 km â 40 km â 10 km) â von der Mittelstrecke (1,9 km â 90 km â 21,1 km) ganz zu schweigen. Die Königsklasse, der Iron-
man (3,86 km â 180,2 km â 42,195 km), eignet sich nur fuÌr auĂergewöhnlich ambitionierte Ausdauersportlerinnen und -sportler.
Training und Ablauf
Faustformel fuÌr die Vorbereitung: Jede Disziplin jede Woche doppelt so lange trainieren, wie sie im Wettkampf dauert, jedoch nicht an einem Tag, sondern im Wechsel. ĂbergĂ€nge uÌben, gegebenenfalls auch den Kleidungswechsel.
Material checken: Am Wettkampftag Schwimmbrille, Kleidung, Fahrradhelm, Rad, Lauf und gegebenenfalls Fahrradschuhe, Handtuch, Trinkflasche(n) fuÌr das Rad, eventuell
Traubenzucker, Powerriegel einstecken, Brustgurt und Knöchelband zum Befestigen von Startnummer und Transponder.
KrÀfte einteilen: Nicht gleich zu Beginn auspowern, sondern wÀhrend des Wettkampfs
kontinuierlich dranbleiben. Spezielle Ausstattung: Triathlon-AnzuÌge (Einteiler) lohnen sich, vor allem, damit man sich nach dem Schwimmen nicht umziehen muss. Ein Rennrad ist leichtlĂ€ufiger als ein Mountainbike, man sollte jedoch mit dem GerĂ€t vertraut sein. Eine Sportuhr mit Pulsmessfunktion ist fuÌr Training und Wettkampf bei allen drei Disziplinen empfehlenswert.