Anti-Gravity-Yoga: Einfach schwerelos

Loslassen und einfach abheben – in einem bunten Tuch über dem Boden schweben, die Arme wie Flügel zur Seite ausgebreitet. In weichem Stoff absolute Schwerelosigkeit genießen – beim Anti-Gravity-Yoga (gravity = Schwerkraft) ist das möglich. Unsere Autorin hat es ausprobiert.

Mehr Leichtigkeit und Gelassenheit: Anti-Gravity-Yoga liegt im Trend, denn es macht nicht nur Spaß, sondern vereint spielerisch akrobatische Übungen zum Kraftaufbau mit Dehnungen und Haltungen.

Mehr Leichtigkeit und Gelassenheit: Anti-Gravity-Yoga liegt im Trend, denn es macht nicht nur Spaß, sondern vereint spielerisch akrobatische Übungen zum Kraftaufbau mit Dehnungen und Haltungen.

Neugierig betrete ich den Yogaraum des Fitnessstudios und bin überrascht. Das Erste, was ich sehe, ist eine Leiter. Mein Blick schweift weiter, der Raum ist gemütlich: schöner Holzboden, weiße Kerzen, Wände in Erdtönen. Erst dann nehme ich eine Teilnehmerin wahr, die in einem blauen Tuch über dem Boden schaukelt. Nur ihre Füße sind sichtbar, denn sie hat sich komplett eingewickelt. Als sie mich bemerkt, schaut sie vorsichtig aus ihrem „Kokon“ hervor und lächelt mich an. „Wo möchtest du denn hängen?“, fragt sie mich. Ich wähle einen Platz in der Mitte des Raumes. Sie klettert auf die Leiter und befestigt ein blaues trapezförmiges Tuch an einer Deckenvorrichtung. Wie ich erfahre, ist es zu Beginn jeder Stunde für alle Teilnehmer wichtig, die Höhe des Tuches richtig abzumessen. Ich muss mit einer Hand hineingreifen und es nach unten drücken. Der Daumen sollte dabei auf Höhe des Schrittes sein. Passt, das wäre geschafft! Die anderen Teilnehmer trudeln ein, zwei Männer und vier Frauen werden zusammen mit mir „abhängen“; alle scheinen sich auf die Stunde zu freuen. Es fallen Begriffe wie „Vampir“ und „Engelsflip“ und zwei der Frauen führen schon einige Schwebeübungen vor. Ich muss innerlich grinsen. Ob ich das genauso gut hinkriegen werde? Die Vorfreude steigt.

Unsere Yogalehrerin fegt in den Raum. Sie hat eine positive Ausstrahlung und ist ziemlich durchtrainiert, schlank und dennoch muskulös. Ob wohl das Schwebe-Yoga dazu beigetragen hat? Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wärmen wir uns erst mal auf – natürlich mit Tuch. Danach legen wir uns den Stoff in den Rücken, sodass er unterhalb der Schulterblätter sitzt, die Arme breiten wir wie Flügel zur Seite aus. Auf Zehenspitzen stehend, verlagere ich mein Gewicht vorsichtig nach vorne, anschließend nach hinten in eine unterstützte Rückbeuge. Ich merke, dass ich mich viel weiter in die Rückbeuge fallen lassen kann, anders als ohne Tuch. Es gibt mir Sicherheit. Langsam gewöhne ich mich an das Accessoire und verstehe den Sinn dieser Yogaart: Wir geben das Gewicht an das Tuch ab. Es fängt uns auf und hält uns. Der positive Effekt: Die Wirbelsäule wird entlastet. Unsere Trainerin erklärt: „Es ist ganz normal, dass ihr euch am Anfang etwas wackelig im Tuch fühlt.“ Eine Herausforderung besteht nämlich darin, die Balance zu halten. Anti-Gravity-Yoga schult das Gleichgewicht. Zunächst ist es ungewohnt, den Körper in verschiedenen Positionen um das Tuch geschlungen zu halten. Aber mit jeder Übung klappt es besser. Ich werde mutiger und es macht Spaß, die akrobatisch anmutenden Bewegungen auszuführen. Wie Artisten im Zirkus, denke ich, und gleichzeitig ruft die Trainerin mir zu: „Bei uns geht es oft zu wie im Zirkus!“ Kein Wunder, entwickelte doch Christopher Harrison, Gründer einer amerikanischen Akrobatik-Gruppe, dieses spezielle Yoga, um seine Athleten fit zu halten. Daher ist Anti-Gravity-Yoga im Vergleich zum klassischen Hatha-Yoga auch dynamischer und verspielter; es beinhaltet Elemente aus dem Pilates sowie Tanz. In den Stunden steht die Fitness im Vordergrund, nicht der spirituelle Aspekt des Yoga.

Als die Yogalehrerin uns zum Stütz anleitet – das heißt, die Hände sind auf der Matte abgelegt, die Füße im Tuch eingehängt, Blick nach unten gerichtet –, spüre ich jeden einzelnen Muskel in meinem Körper und komme ganz schön ins Schwitzen. Bei dieser und anderen Übungen hält die Rumpfmuskulatur den Körper. Das stärkt die Muskeln. Aber auch der Geist ist gefragt. Bei vielen Übungen sind die Teilnehmer dazu aufgefordert, die Kontrolle abzugeben und einfach loszulassen: zum Beispiel bei den Umkehrhaltungen. Die sind besonders beliebt, vor allem, weil selbst Anfänger die schwierigen Übungen ausprobieren können. Und auch erfahrene Yogis werden angesprochen, sie erhalten neue Impulse und Herausforderungen.

Jetzt spielen wir „Vampir“. In dieser Stellung hängen wir kopfüber wie Fledermäuse an der Decke, die Beine oben um das Tuch geschlungen. „Keine Sorge, die Tücher sind total sicher und tragen bis zu 1 000 Kilo“, sagt die Trainerin lächelnd. Und endlich, danach dürfen wir ausprobieren, worauf ich mich schon gefreut habe: fliegen! Dazu legen wir die Tücher um unsere Hüften, laufen auf den Zehenspitzen nach vorn, die Arme breiten wir hinter dem Tuch zur Seite aus, und – dann heben wir ab, schwingen wie in einer Schaukel vor und zurück. Ich fühle mich richtig gut dabei, frei und unbeschwert. Noch schöner geht es ganz zum Schluss bei der Entspannung weiter: Wir dürfen uns komplett in die Tücher einkuscheln. Das ist unglaublich gemütlich. Ich schließe die Augen. Mein Körper schmiegt sich in den weichen, glatten Stoff, sinkt förmlich hinein. Jegliche Anspannung fällt ab. So ähnlich muss es sich anfühlen im Weltall zu fliegen – total schwerelos. Vorsichtig berührt die Trainerin die Füße und schaukelt mich an. Ich fühle Dankbarkeit. Toll, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Sicherlich ist es nicht das letzte Mal, dass ich in einem Tuch über dem Boden schwebe … md //


Hier können Sie selbst abheben und Anti-Gravity-Yoga ausprobieren:

  • Augsburg: SharkYou
  • Darmstadt: Body Culture
  • Frankfurt: Your Body – Your Soul
  • Hofheim bei Frankfurt: Yogazentrum Main Taunus
  • Hamburg: Flying Yogi

Aerial Yoga

Das Schwebe-Yoga ist auch als Aerial Yoga bekannt. Oft ist es im Vergleich zum Anti-Gravity-Yoga weniger akrobatisch und eher statisch, da die Asanas (Stellungen) länger gehalten werden.

  • Berlin: AerialYoga-Berlin
  • Frankfurt: Inside Yoga
  • Hamburg: Dana Aerial Yoga Institut
  • Köln: Yogaluft – Aerial Yoga Köln
  • München: WOYO Club
  • Schwetzingen: Pfitzenmeier Wellness & Fitness Park
  • Wiesbaden: Monki Yoga

 

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