Tipps für SUP-Yoga

Yoga auf dem SUP.

Beim SUP-Yoga werden Sonnengruß und Co. auf einem Paddleboard im Wasser praktiziert. Unsere Autorin hat die waghalsige Wellness-Stunde in Frankfurt auf dem Main ausprobiert. Und zu schätzen gelernt – obwohl sie dabei nicht ganz trocken geblieben ist. 

Den Horizont erweitern. Das ist es ja meist, was einen antreibt, wenn man etwas Neues ausprobiert. „Ha ha!“, denke ich mir, als ich auf einem Paddleboard stehend, den Kopf zwischen meine Beine geklemmt, auf die Wasseroberfläche des Mains schaue und in das Pochen meines blutunterlaufenen Kopfes hinein vor mich hinsage: „Meine Güte, habe ich ungedehnte Oberschenkel!“ Aber es ist eine interessante Perspektive mit diesem umgedrehten Horizont: die Skyline am Himmel und der Himmel dort, wo sonst immer das Wasser ist.

Eine verdrehte Welt ist es auch, dass ausgerechnet ich zum Yoga-Selbstversuch anrücke. Ich habe dieser Sportart nie etwas abgewinnen können. Ich bin mehr der Typ fürs Rasante: Laute Musik, schnelle Bewegungen – das setzt bei mir die meisten Glückshormone frei. Aber immerhin: Das Ganze findet auf einem Paddleboard auf dem Wasser statt, das normalerweise fürs sogenannte Stand-up-Paddling (kurz SUP) genutzt wird. Eine frische Brise weht mir um die Nase, als ich – wie die übrigen fünf Teilnehmerinnen des Kurses – den „herabschauenden Hund“ praktiziere. Und das leichte Schaukeln der Bretter macht einen gewissen Nervenkitzel aus. „Wie tief war das Wasser hier noch mal?“ Yogatrainerin Aylin Flasdick beruhigt uns: „Keine Sorge, man kann hier stehen.“

Ins Wasser fällt man nur, wenn man sich nicht konzentriert

Trotzdem: Bei den sechs Yogaprofis um mich herum wäre es schon nicht unwesentlich peinlich, wenn ich mit einem lauten Platschen von der schwimmenden Yogamatte purzeln würde. „Das passiert eigentlich nur, wenn man mit den Gedanken nicht bei der Übung ist, sondern zum Beispiel an etwas denkt, was man heute noch erledigen muss“, sagt Aylin. Nun ja, ich denke da eher an meinen sich anbahnenden Krampf im Fuß, als ich im „Krieger 2“ versuche, die Balance zu halten. Gerade das Stehen kostet Überwindung. Denn obwohl die Paddleboards gewissermaßen zu einer Insel zusammengeschlossen sind und dadurch nicht mit der Strömung mittreiben – man muss genau die Mitte des Boards erwischen und eben den kompletten Körper anspannen.

Das macht das SUP-Yoga auch so anspruchsvoll im Gegensatz zum Training am Boden. Wer die Spannung verliert, fällt. Die Übungen auf dem schaukelnden Brett aktivieren viele tiefer liegende kleine Muskeln, die beim normalen Yoga auf der Matte keine Rolle spielen. „Lächeln und genießen“, ruft uns unsere Trainerin zu. Mein Bein ist allerdings in einen unbändigen Zitterzustand übergegangen. Und ein riesiger Tanker schippert bedrohlich auf uns zu. „Die größten Schiffe verursachen die kleinsten Wellen“, höre ich Aylin mit ihrer sanftmütigen Stimme sagen. Das wird mir trotzdem zu heikel. Ich lege das Bein ab und gebe meiner Krieger-Pose dadurch eine nicht ganz so kraftvolle Anmutung. Doch es stimmt: Die Bugwelle geht vorüber. Alle hält es sicher auf den Brettern.

Für mehr Mut und Selbstvertrauen

Wir dürfen uns auf den Rücken legen, in die Entspannungshaltung „Shavasana“, die sogenannte Totenhaltung. Welche Ironie! Gerade in diesem Moment erreicht der auf der anderen Mainseite stattfindende Ruderwettbewerb offensichtlich seinen Höhepunkt. Moderator, Teilnehmer und Zuschauer schreien auf den letzten Metern vor dem Ziel plötzlich herum, als ginge es um ihr Leben. Ich muss kichern und kann nicht mehr aufhören. Das Yoga hat wohl doch mehr Glückshormone freigesetzt, als ich erwartet hatte. Tatsächlich haben die Übungen auf dem Wasser großen Spaß gemacht.

Ich hatte eher mit kraftfordernden Posen gerechnet, die meine verkürzten Muskelstränge nicht mitmachen. Stattdessen bin ich aber entspannt und, ja, irgendwie glücklich. „Okay, ich probier’s!“, höre ich mich dann auf einmal sagen. Unsere Trainerin hat mich gefragt, ob ich einen Kopfstand versuchen wolle. Lässt mich mein Übermut nun doch noch ins Wasser plumpsen? Die Trainerin scheint mir die Verunsicherung anzusehen und ruft mir munter zu: „Ich halte dich!“ Zum Glück darf ich hierfür aber auf die Mitte der Insel krabbeln, wo kein schwankendes Brett das Ganze zu einem vollkommen unmöglichen Unterfangen machen würde.

Aber gut, Horizonte erweitern und so. Also folge ich der Anweisung meiner Trainerin: Unterarme auf den Boden, Finger verschränken, Kopf platzieren, Becken heben und mit den Füßen langsam in Richtung Nase wandern. Und dann müssen nur noch die Füße nach oben. Unglaublich, aber wahr! Ich stehe. Auf. Meinem. Kopf!

Diese Übung soll sich positiv auf meine Atmung und meinen Blutkreislauf auswirken, Stress vermindern und mein Muladhara Chakra aktivieren – die Quelle von mehr Mut, Selbstvertrauen und Bodenhaftung im Leben. Schon wieder so eine vermeintliche Ironie. Aber anscheinend wirkt es. Stolz und perplex zugleich krabbele ich auf allen vieren im Klang des Applauses der anderen Teilnehmerinnen zurück zu meinem Board. Und vergesse dabei völlig, dass das ja immer noch auf Wasser schwimmt. Die Spitze kippt nach unten und mit einem erschreckten Aufschrei hängen meine Beine im Wasser. Zwar kann ich mich schnell auf die Mitte des Brettes retten, aber meine ach so stolze, der Schwerkraft trotzende Pose ist jetzt leicht konterkariert. Naja, man soll schließlich auch mit den Elementen eins werden, nicht wahr?

Rundum zufrieden und tiefenentspannt werden wir nach dem einstündigen Kurs zurück ans Ufer gebracht und können noch den Blick auf die Frankfurter Skyline vom Wasser aus genießen. Yoga, vielleicht werden wir doch noch Freunde. Manchmal kann ein Perspektivwechsel Wunder bewirken. Und manchmal kann etwas Wackeliges für innere Balance sorgen. rf //

Tipps für Einsteiger

Pluspunkte beim SUP-Yoga:
Yoga auf wackeligem Untergrund wirkt intensiver als auf der klassischen Yogamatte. Es stärkt den Haltungsapparat und verbessert die Körperhaltung. Zudem beansprucht SUP-Yoga auch tiefer liegende Muskelschichten. Die Übungen auf dem Board schulen Balance, Koordination und Konzentration.
Wo? Stand-up-Paddling und dazugehörige Yogakurse auf dem Board finden Sie mittlerweile in ganz Deutschland. Eine gute Übersicht gibt es online unter
www.stand-up-paddling.org/deutschlandkarte
Wer das SUP-Yoga auf dem Main einmal ausprobieren möchte, findet unter www.main-sup.de alle Termine.
Vorkenntnisse braucht es keine – ob Yogaprofi oder Neuling – die meditativen Übungen tun jedem gut. Schwimmkenntnisse sollte man allerdings haben.
Kosten? Je nach Anbieter und Gesamtpaket kosten die Kurse zwischen 25 und 50 Euro für ein bis zwei Stunden SUP-Yoga. Oft gibt es auch die Möglichkeit, Gruppenevents für Junggesellenabschiede, Kindergeburtstage, Firmen etc. zu buchen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

zwanzig − vier =