Glück auf dem Eis

Eislaufen im Winter

Ob als After-Work-Trend oder Familienaktivität, Eislaufen ist wieder in. Eine medpex Redakteurin hat sich nach langer Abstinenz wieder aufs Eis gewagt und dabei nicht nur jede Menge Spaß gehabt und in Erinnerungen geschwelgt, sondern auch etwas für Fitness und Gesundheit getan.

Die Sonne strahlt, der Himmel spiegelt sich blau auf der glatten Eisfläche, die von der Wärme bereits leicht antaut. Und da ist sie schon, die Angst … Denn heute habe ich beschlossen, mich nach Jahren wieder aufs Eis zu wagen, und bin in meine alten Eishockey-Schuhe aus dem Jahre 1993 hineingeschlüpft. Schwarz mit weißen Schnürsenkeln. Sicherheitshalber habe ich sie dem Mann beim Schlittschuhverleih gezeigt: Der Rost mache nichts, die Kufen seien noch scharf genug, man müsse nicht schleifen. Also wage ich die ersten Schritte! Zunächst fühlt es sich an, als stünde ich zum ersten Mal auf dem Eis, Füße und Knie ganz wacklig. Doch nach und nach kommt das Gefühl dafür zurück: Ich beuge den Oberkörper etwas vor und lege mich in die Kurve.

Trend Eislaufen

Während 2013 noch 3,5 Millionen Deutsche die Schlittschuhe anzogen, waren es Anfang 2015 schon rund 10 Millionen. Auch als After-Work-Event ist es beliebt. Kein Wunder: Es macht nicht nur Spaß, sondern stärkt das Immunsystem, verbrennt Kalorien (etwa 400 Kilokalorien pro Stunde), erhöht die Ausdauer, schont die Kniegelenke, stärkt Becken und Hüftmuskeln und strafft Bauch, Beine, Po. Außerdem fördert es die Durchblutung nach einem Tag im Büro und schult Koordination und Gleichgewicht. Und auch für die ganze Familie ist Bewegung auf dem Eis bestens geeignet: Kinder können Schlittschuhlaufen schon ab vier Jahren lernen.

Nostalgie on Ice

Der Geruch von Pommes, Ketchup und Currywurst liegt in der Luft und so langsam wird mir richtig heiß in meiner dicken Winterjacke. Eine Funktionsjacke hätte es wohl auch getan! Damals als junger Teenie in der samstäglichen Eisdisco trug ich natürlich gar keine Jacke. Man wollte ja cool sein! Und zwar mit weiten Oversize-Markensweatern, deren Ärmel bitte bis zu den lackierten Fingernägeln reichten. Dazu dann DJ Bobo, Bon Jovi, La Bouche, Luniz … Im Hier und Jetzt wird es noch nostalgischer: Es läuft schmalziger Achtzigerjahre-Soul, zu dem man sich so richtig reinlegen kann. Kinder schieben Pinguine, Zwerge und einen Eisbär als Eislaufhilfe vor sich her. Reihenweise plumpsen sie mit den großen Figuren aufs Eis – ob die wirklich so sinnvoll sind? Und schon ist Pause: Wir beobachten, wie die pinke Eismaschine ihre Runden zieht, um das Eis von den tiefen Einkerbungen zu glätten. Wir halten währenddessen das Gesicht in die Sonne und schlürfen Kaffee.

Neben den lokalen Eissporthallen und Freiluftbahnen, die man in jeder Region findet, gibt es auch Orte mit ganz besonderer Atmosphäre zum Schlittschuhlaufen. In Amsterdam zum Beispiel verlagert sich das Leben aufs Eis, sobald die Grachten zufrieren. Einheimische lassen das Rad stehen und schnallen sich Kufen unter, Verleihe bieten Schlittschuhe statt Fahrräder an. Wettrennen und sogar Konzerte finden auf dem Eis statt. Auch in Wien ist Eislaufen beliebt, zum Beispiel auf der großen Freifläche des traditionellen Wiener Eislaufvereins oder quer durch den Rathauspark vor historischer Kulisse. In Deutschland wartet die Zeche und Kokerei Zollverein in Essen mit Industriecharme und viel Kunst und Kultur auf: Das ehemalige Bergwerk zählt zum Unesco-Welterbe; neben Essen und Trinken, Kunst- und Designausstellungen kann man hier auch unter freiem Himmel inmitten der Stahlkonstruktionen eislaufen und Eisstock schießen.

Historisches

Mit Kufen übers Eis bewegen sich Menschen übrigens schon seit Jahrtausenden. In der Slowakei hat man einen der wohl ältesten Schlittschuhe der Welt gefunden. Er ist aus Knochen und sein Alter wird auf 5 000 Jahre geschätzt. Vor etwa 800 Jahren brachten niederländische Boten eilige Nachrichten an adelige Empfänger, indem sie sich Kufen unter die Holzschuhe schnallten und so über die zugefrorenen Kanäle glitten. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich das Schlittschuhlaufen zum Volkssport und bevorzugten Wintervergnügen. In Großbritannien wurden die ersten Schlittschuhvereine gegründet, eine der ersten künstlich geschaffenen Eisbahnen entstand in den 1880er-Jahren im Frankfurter Palmengarten: Wenn es kalt genug war, schüttete man auf die damalige Fahrradbahn Wasser. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts liefen die Menschen auf dieser gefrorenen Fläche Schlittschuh.

Neue alte Leidenschaft

Ich drehe meine Runden auf dem Eis, gehe ein wenig in die Knie und beuge mich vor, dann ist der Boden nicht so weit entfernt. Die alte Leidenschaft ist zurückgekommen – in dieser Wintersaison werde ich ganz bestimmt öfter wieder meine Schlittschuhe anschnallen! Die Füße fühlen sich etwas zerquetscht an, wie früher auch, aber während ich damals noch auf meinen ersten Kuss hoffte, habe ich jetzt einen schönen Mann an meiner Seite.

Umwelttipp: Um Lebewesen unter Wasser nicht zu gefährden, sollten zum Schlittschuhlaufen keine kleineren Gewässer, sondern tiefe, große Seen, überschwemmte Wiesen und Kunsteisbahnen genutzt werden.

Wann? Eishallen und Kunsteisbahnen sind meist von September/Oktober bis März/April geöffnet, für genaue Daten muss man sich auf der jeweiligen Website erkundigen. Vorübergehende Freiluftbahnen z. B. in Innenstädten sind nur von November bis Januar oder kürzer geöffnet.

Was kostet’s? Eintritt zwischen 3 und 8 Euro pro Person, es gibt oft aber auch Gruppenkarten, Karten für mehrere Besuche oder ganze Saisonkarten. Schlittschuhverleih zwischen 3 und 6 Euro.

Wo ist’s schön? Zeche und Kokerei Zollverein in Essen, in Hamburg auf der zugefrorenen Alster oder der Indoo Eisarena, in München im Prinzregentenstadion oder am Karlsplatz/Stachus, in Berlin im Winterdorf in Treptow, im Sportforum Hohenschönhausen oder am Alexanderplatz, in Köln auf dem Heumarkt oder im Lentpark, beim Wiener Eislaufverein.

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