Die Lebensenergie spüren mit Qigong

Die Lebensenergie fühlen

Mehr Energie, Vitalität und Lebensfreude: Durch Qigong gelingt es, mit seinem Umfeld und der Natur mehr im Einklang zu sein.

Götter spielen in den Wolken, den Bogen spannen, die Sonne untergehen lassen … Beim Qigong werden dynamische Bilder in Bewegung umgesetzt. Die Übungen werden mit höchster Konzentration und fließendem Atem ausgeführt und sorgen dafür, dass die Lebensenergie „Qi“ harmonisch strömt.

Im Park sind sie immer öfter zu sehen: bequem gekleidete Menschen, die sehr langsam und konzentriert fließende Bewegungen durchführen. „Qigong“ nennen sich diese Übungen. Da die Bewegungskunst hierzulande erst in den letzten Jahren so richtig bekannt wurde, dürfte sie vielen fremd sein. „In China hingegen hört man von klein auf von Qigong. Den Menschen, die sich damit beschäftigen, wird eine besondere Kraft nachgesagt“, erklärt Qigong-Praktizierende Yingying Zou, die aus China stammt. Sie ist während einer schweren Krankheit zum Qigong gekommen und seither von seinem gesundheitsfördernden Effekt überzeugt.

Mit der Lebensenergie arbeiten

„Qi“ ist die Lebensenergie, „Gong“ heißt Übung oder Arbeit. „Qigong lässt sich übersetzen als die Kunstfertigkeit, die eigene Lebenskraft zu erhalten und zu pflegen“, erklärt Ulrike Heun, hauptberufliche Qigong-Lehrerin aus Griesheim in Südhessen. Die Zusammensetzung „Qigong“ existiert seit den 1950er-Jahren – die Tradition dahinter ist aber mehrere Jahrtausende alt.
Im Gegensatz zum Tai-Chi benötigt Qigong meist weniger Platz, ist (je nach Form) leichter zu erlernen und hat meist einen schnelleren Effekt. Von Yoga unterscheidet das chinesische Qigong, dass die Bewegungen der Yogis meist statischer sind und in der körperlichen Ausführung mehr in die Dehnung gehen. „Wir stärken im Qigong die Kräfte und Beweglichkeit, indem wir loslassen, ohne uns anstrengen zu müssen“, sagt Ulrike Heun.

Konzentration auf die Körpermitte

Qigong wird in der Regel im Stehen praktiziert, gern in der freien Natur. Im schulterbreiten Stand sinkt der Körperschwerpunkt nach unten, sodass eine tiefe Bauchatmung möglich ist. Die Schultern und der Nacken sollen sich entspannen. Die Energie vom Himmel und der Erde wird aufgenommen – die Füße sind mit dem Boden verwurzelt, der Scheitel strebt hoch und die Mitte ist fest. Die Bewegungen sind wie der Atem ruhig und fließend. Nachdem der Körper durch sanftes Klopfen aufgeweckt worden ist, beginnen die Übungsabfolgen. Sie heißen zum Beispiel „den Himmel anheben“, „die Erde streicheln“, „sich auf Wolken setzen“. Der Körper setzt diese bildhaften Situationen um: Die Arme strecken sich dem Horizont entgegen, gleiten sanft in Richtung Boden, das Becken schwingt über ein imaginäres Wolkenmeer. Am Ende einer Qigong-Stunde wird das Qi im Energiezentrum Dantian im Unterbauch gesammelt und bewahrt. „Ich war anfangs sehr erstaunt und berührt, dass die Übungen bei mir so viel Wirkung zeigen: Ich spüre ein Wärmegefühl, wenn ich mich auf meine Mitte konzentriere, und meine Haut prickelt wie in einem Champagnerbad. Und ich habe das Gefühl, dass mir Qigong auch -gesundheitlich guttut, mich beweglicher, ausgeglichener und belastbarer macht“, berichtet Kerstin Gauer, die seit Jahren Qigong praktiziert.

Für jede Lebenssituation

Jeder kann mit Qigong beginnen, besondere Voraussetzungen braucht es nicht. Und bei über  5000 verschiedenen Qigong-Arten gibt es für jeden eine passende Form, die für die aktuelle Lebenssituation unterstützend wirken kann. Manche sind sehr sportlich und schweißtreibend, andere ruhig und meditativ. Ulrike Heun erklärt: „Ich nutze die Qigong-Formen wie einen Apothekenschrank – je nach Bedarf tauche ich in die benötigte Qi-Qualität. Wer gerade in einem Burn-out steckt, für den kann eine meditative Form empfehlenswert sein. Andere sind sehr unruhig und benötigen Bewegung, um das Qi im Körper zu strukturieren. Auch wenn Gliedmaßen steif sind oder stark schmerzen, kann man mit der passenden Qigong-Form etwas für sich tun.“ (mk/lb)


 Grundübungen zum Ausprobieren

1. Die Wolken schieben
Das linke Bein hüftbreit öffnen, den Körperschwerpunkt auf das rechte Bein verlagern. Die linke Hand sanft auf Augenhöhe anheben, die rechte Hand auf Höhe des Unterbauchs schweben lassen. Nun schieben die Hände die Wolken nach links, zugleich wird das Gewicht auf das linke Bein verlagert. Die rechte Hand auf Augenhöhe anheben, die linke Hand sinkt auf die Höhe des Unterbauchs und nun die Wolken nach rechts schieben. Immer abwechselnd eine Minute fortfahren.

2. Himmel und Erde verbinden
Die Beine hüftbreit öffnen. Die Arme vor den Unterbauch führen, die Handflächen und der Blick zeigen zum Boden. Nun die Arme weit ausgestreckt über die Seite nach oben führen, die Handflächen zeigen nach außen. Zugleich strecken sich die Beine. Am Ende auf Zehen stehen, auch mit den Augen zum Himmel streben. Die Handflächen oben wie zum Gebet aufeinanderlegen und zur Stirn führen, Beine dabei wieder beugen. Arme und Kopf sinken lassen, Handflächen zeigen wieder zum Boden. Bewegung wiederholen, doch dieses Mal die Hände zum Herzen führen. Bei der dritten Wiederholung zum Bauch führen.


 Steckbrief

Kennenlernen
Ob wöchentlicher Kurs oder Wochenend-Seminare: Erlernen kann man Qigong u. a. in speziellen Studios oder TCM-Praxen, aber auch im Sportverein, an der Volkshochschule oder im Fitnessstudio. Übrigens: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen teilweise die Kursgebühr.

Richtungen
Es gibt eine Vielzahl von Stilen und Übungen. Am bekanntesten sind die 8 Brokate, eine Abfolge von klassischen Übungssequenzen, die sich auch gut für Anfänger eignen.

Lehrer finden
Deutscher Dachverband für Qigong und Taijiquan e. V., www.ddqt.de
Deutsche Qigong Gesellschaft e. V., www.qigong-gesellschaft.de
Taiji Europa – Portal für Tai Chi Chuan und Qigong, www.taiji-europa.de

 

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