Vom Suchen und Finden der Liebe

Online-Dating macht mittlerweile viele Menschen auf der Suchen nach einem Partner glücklich. Aber wie verliebt man sich online? Und was ist anders als beim Kennenlernen an der Bar? medpex hat Menschen getroffen, die die große Liebe online gefunden haben oder noch auf der Suche sind.

„Liebe ist alles, alles, was wir brauchen“, sang die Band Rosenstolz 2004 in ihrer gefühlvollen Ballade zum meistbesungenen Thema der Pop-Geschichte. An der Sehnsucht vieler Menschen nach Liebe und Partnerschaft hat sich nichts verändert. Für die meisten Deutschen ist eine stabile Beziehung auch heute einer der wichtigsten Glücksfaktoren. Was sich aber seit 2004 stark verändert hat, ist die Art und Weise, wie wir uns verlieben beziehungsweise wo wir unseren potenziellen Partnern begegnen. Vor zehn Jahren noch waren der Freundeskreis und der Arbeitsplatz die Orte, an denen sich Leute in erster Linie kennenlernten. Wer sich damals online über die ersten Dating-Portale oder gar über eine Kontaktanzeige mit Chiffre in der Wochenzeitung verliebte, erfand häufig eine alternative Geschichte. Heute spielt das Internet in Form von Dating-Apps oder Partneragenturen eine wichtige Rolle bei der Partnersuche und längst muss sich keiner mehr dafür genieren: Die Zahl der Online-Nutzer belief sich in Deutschland 2018 auf knapp neun Millionen. Besonders verbreitet ist Online-Dating bei den 16- bis 29-Jährigen. Etwa 40 Prozent dieser Altersgruppe haben entsprechende Dienste bereits genutzt – unter den Personen ab 65 Jahren sind es immerhin elf Prozent.

Verändert sich die Art und Weise, wie wir Lieben?

Für den Paarberater Eric Hegmann sind Online-Dating-Plattformen in erster Linie ein Mittel zum Zweck und entsprechen natürlich auch dem Zeitgeist: „Wir sind heute 24 Stunden am Tag online und es ist ein Segen, dass wir dort, wo wir uns aufhalten, und sei es nur virtuell, auch Kontakte knüpfen und Verbindung herstellen können. Schließlich ist der Mensch ein soziales Wesen, das Bindung benötigt.“ Neben den „klassischen“ Kennenlernmöglichkeiten sieht er im Online-Dating einfach eine weitere Option, um einen Partner zu finden. Neben der Gelegenheit braucht es zum Verlieben seiner Erfahrung nach online genau wie offline Zeit, eine positive innere Haltung, Neugierde auf andere Menschen sowie Respekt vor Unterschiedlichkeit. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich wichtige Unterschiede zwischen dem virtuellen Kontakt und dem auf einer Feier von gemeinsamen Freuden. Wenn man sich persönlich begegnet, hört und riecht man sich oder sieht sich in Bewegung. Manchmal weiß man sofort, das könnte passen. Diese Faktoren fallen online weg. Laut Hegmann kommt es darauf aber auch nicht so stark an – zumindest, wenn man einen Partner für einen ganzen Lebensabschnitt oder noch länger sucht.

„Aus der Forschung wissen wir: Zwei Menschen, die einander sympathisch sind, können sich ineinander verlieben, wenn sie genügend Zeit miteinander verbringen.“ Hegmann weiß, das klingt für viele extrem unromantisch. Nur sei die Liebe auf den ersten Blick nichts als sexuelle Anziehungskraft. „Liebe ist ein Tuwort und eine Entscheidung. Alles davor ist Verliebtheit und damit ein hochspannender Cocktail aus Hormonen und Botenstoffen, die etwa sechs Monate dafür sorgen, dass wir nicht genug voneinander bekommen können“, sagt der Beziehungscoach. Für eine langjährige Partnerschaft brauche es Mut und Vertrauen, damit aus Verliebtsein Liebe werden kann.

Diesen Mut hatte Thomas*. Vielleicht war es auch Verzweiflung. Der 50-jährige Redakteur war lange verheiratet und fragte sich nach der Scheidung, wie es weitergehen sollte. Für ihn war klar: „Ich bin ein Beziehungstyp und ich möchte eine neue  Partnerin.“ Aber wo sollte er sie nur treffen? Er arbeitete viel und versuchte, möglichst häufig Zeit mit seinen beiden Töchtern und Freunden zu verbringen. Wo sollte er die Zeit fürs Dating hernehmen? Und viel wichtiger, wer ist denn überhaupt noch Single? Bewaffnet mit einer Flasche Rotwein meldete er sich eines Abends bei der Online-Partnervermittlung Parship an. Bevor es aber wirklich losgehen konnte, stand die Psychologie auf dem Programm.

Viele dieser Online-Dienste arbeiten mit psychologischen Methoden und erstellen ein vielschichtiges Persönlichkeitsprofil mitsamt Charaktereigenschaften und Bedürfnissen. Dabei werden von konkreten Beziehungsidealen bis zum Verhalten in Alltagssituationen die verschiedensten Dinge abgefragt. Wo das alles hinführen sollte, war für Thomas nicht ganz klar, aber er zog es durch. Nach ein paar Stunden erhielt er die Auswertung inklusive eines mehr als 50 Seiten umfassenden Dossiers über seine Persönlichkeit. „Ich war wirklich überrascht, dass die Ergebnisse meine Persönlichkeit so gut widerspiegelten – oder besser gesagt, dass die Ergebnisse des Dossiers stark mit meiner Selbstwahrnehmung übereinstimmten.“ Manche Dinge seien ihm erst an diesem Abend klar geworden. Zum Beispiel das Paradox, dass er sich zwar unbedingt eine Partnerin wünschte, aber sein Bedürfnis nach täglicher Partnernähe nicht so stark ausgeprägt zu sein schien. Dann kamen individuelle Vorschläge für ihn – etwa dreihundert auf einmal! Auf Position eins stand eine Frau, mit der er laut Parship einen äußerst hohen Übereinstimmungsgrad hatte. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass zwei Menschen alles identisch sehen, aber es heißt, dass sie gut kompatibel sind. Sie schrieb Thomas direkt an und er zurück. „Online einer fremden Person zu schreiben, ist wie ein gegenseitiges Abtasten mit Worten. Der eine ist direkter und mutiger, der andere zurückhaltender, man nutzt unterschiedliche Tonlagen und läuft dauernd Gefahr, missverstanden zu werden“, erinnert er sich. Und doch war ihm schon nach 24 Stunden klar: „Die Frau muss ich treffen!“ Sie dachte zum Glück genauso. Zwar hatten sie beide noch kurz Kontakt zu anderen Frauen beziehungsweise Männern. „Aber eigentlich nur, um uns zu vergewissern, dass es mit uns beiden passt“, sagt er rückblickend. Drei Wochen nachdem er sich registriert hatte, schrieb er schon die Kündigung an Parship und das ist jetzt wiederum zwei Jahren her. Er und Anna – so heißt sein Treffer Nummer eins – sind weiterhin zusammen. Das Fazit der beiden: „Es ist immer noch großartig!“   

Alles kann – nichts muss

Für Pia* (30) war genau diese Zielgerichtetheit auf den einen Partner fürs Leben bei Parship und vergleichbaren Dating-Portalen zu eng. „Ich hatte das Gefühl, dass hier alles schon in Stein gemeißelt ist“, sagt die Hamburgerin, die als Physiotherapeutin arbeitet. Wenn die Frage nach der Familienund Lebensplanung bereits vor dem ersten Kaffee über den Algorithmus geklärt ist, sei es schwieriger, sich zwanglos aufeinander einzulassen und zu schauen, was passiert. „Ich hatte das Gefühl, dass die großen Themen wie gemeinsam wohnen und Familie gründen schon zu Beginn im Raum standen.“ Auch in vielen Chats wurde sie mit diesen „großen“ Fragen konfrontiert. Dabei wusste sie teilweise nicht einmal, wie groß der Mann eigentlich war! Als vor ein paar Jahren Tinder in Deutschland immer populärer wurde, war das für sie eine willkommene Abwechslung.

Swipe nach rechts: hot – Swipe nach links: not

Mit diesem einfachen Prinzip ermöglicht die Plattform eine deutlich simplere Form des Online-Datings – Kritiker sagen, eine oberflächlichere. Für Pia war aber genau das erfrischend anders: „Klar, wenn ich innerhalb von ein paar Sekunden allein vom Äußeren entscheide, ob ich jemanden interessant finde, ist das nur ein erster Eindruck, aber genauso passiert es manchmal in der analogen Welt. Ich sehe einen Mann auf der Straße und weiß sofort, mit dem würde ich gern mal ein Glas Wein trinken.“ Dieser spontane und unverkrampfte Umgang miteinander gefällt Pia an Tinder und ähnlichen Plattformen. Dass aus einem lockeren Treffen viel mehr werden kann, sieht sie in ihrem Bekanntenkreis: Dort gibt es schon zwei Pärchen, die sich so kennengelernt haben – eins davon heiratet sogar bald.

Für die Bedürfnisse von Frauen entwickelt

Pia selbst war elf Monate mit einem Tinder-Date zusammen. Jetzt ist sie wieder Single und nutzt neuerdings auch die App Bumble. Da es auf Tinder leider immer wieder vorkam, dass Pia unpassend angeschrieben wurde oder manche Männer direkt nach dem ersten „Hi“ fragten, ob sie Lust habe, vorbeizukommen, hat sie nach einer Alternative gesucht. Bumble steht für eine starke Frauen-Community. Übergriffiges oder beleidigendes Verhalten wird konsequent geahndet. Die „Melden und Blockieren“-Funktion ist prominent eingebunden. Der wichtigste Unterschied ist aber, dass hier nur die Frau den ersten Schritt mit einer Nachricht machen kann. Außerdem hat sie nur 24 Stunden Zeit, ihre erste Nachricht zu schicken, so soll ein unübersichtliches Kontaktesammeln vermieden werden. Das gefällt Pia gut. Daneben hat sie aber weiterhin Verabredungen, die analog entstehen. „Ich bin natürlich nicht nur online unterwegs. Genauso wie ich Dinge online bestelle und trotzdem das Shoppen in der Innenstadt genieße.“ Auf die Frage, ob sie ihren nächsten Partner online oder offline treffen wird, antwortet sie: „Die Chancen stehen 50:50.“ sf //

Für die Bedürfnisse von Frauen entwickelt

Klare Kommunikation

Seien Sie ehrlich und verzichten Sie auf komplizierte Formulierungen sowie subtile Ironie. Ohne die Tonlage geht zum Beispiel ein positiver Subtext schnell verloren und es kann zu Missverständnissen kommen.

Vorsicht vor dem Optimierungswahn

Weil die Auswahl unendlich scheint, kann man beim Online-Dating sehr wählerisch werden und fragt sich ständig: Was, wenn sich nächste Woche ein passenderer Single anmeldet? Haben Sie keine Angst, verbindlich zu werden und sich konkret auf etwas einzulassen.

Schnelles erstes Date

Viele Experten raten, das erste Date nicht zu lange hinauszuzögern. So vermeiden Sie, dass beim langen Chatten überhöhte Erwartungen entstehen, die eigentlich nur enttäuscht werden können.

*Name von der Redaktion geändert

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