Es weihnachtet schon wieder …

Weihnachtlicher Supermarkteinkauf

Während die einen noch die letzten Sommersonnenstrahlen mit einem Eis in der Hand abfangen, freuen sich andere schon über Lebkuchen und Dominosteine in den Supermarktregalen. Alles Friede, Freude, Lebkuchen? Von wegen!

Mein Fuß ist im Begriff, die Schwelle des Supermarkteingangs zu übertreten, da sehe ich schon die neue Ware nahe der Kasse. Ich ahne, was dort aufgetürmt ist, an diesem wunderschönen Septembertag – doch zum Umkehren ist es zu spät. An meiner Seite: Luise, meine liebe Kollegin mit einem Faible für die Weihnachtszeit. Dieselbe Person, die jedes Jahr pünktlich zum ersten Advent ihre Wohnung schmückt, die gern Pullover mit Weihnachtsmotiven trägt und die dosenweise Plätzchen backt, wird gar nicht mehr so friedvoll sein, sobald sie am letzten Regal angekommen ist. Denn trotz ihrer Vorliebe für die Weihnachtszeit hasst sie den frühen Verkaufsstart der Weihnachtsprodukte im Herbst. Ich versuche, sie in ein Gespräch zu verwickeln, beschleunige meinen Schritt in Richtung Kasse und fixiere ihren Blick, doch es gelingt mir nicht – Luises Blick streift die lange Bahn mit Lebkuchenherzen, Spekulatius und Dominosteinen. „Nääh, oder?“, ruft sie laut aus, „Ist es schon wieder so weit?“ – „Ja nö“, sage ich dann, „das machen die nur, um dich zu ärgern!“

Das ist wohl unsere eigene Vorweihnachtstradition: Luise rollt die Augen und regt sich über das Weihnachtssortiment im September auf, während ich mich abmühe, ein paar Lebkuchen außerhalb ihres Radars ins Büro zu schmuggeln. Und das ist nicht nur bei uns so: Einer Yougov-Studie zufolge sind 63 Prozent der Deutschen vom Weihnachtsangebot im Herbst genervt. Ein Drittel der Deutschen wünscht sich sogar ein Verbot von Lebkuchenverkauf vor November!1 Ihnen gegenüber stehen die Frühnascher und Langzeitstrategen: 42 Prozent der Verbraucher gaben in einer Umfrage von Ernst & Young an, ihre Weihnachtsgeschenke schon im Herbst zu kaufen.2 Während die einen also noch protestieren, greifen die anderen schon zu – und erhalten somit die Grundlage für die frühe Weihnachtssaison im nächsten Jahr aufrecht.
Wer da an friedliche Koexistenz glaubt – weit gefehlt. Beispiel Twitter: Kaum sind die Weihnachtsartikel in den Läden, wird loskommentiert. Die Tweets reichen von Erstaunen („Jetzt schon? Das wird ja jedes Jahr früher …“) über Verlustangst („Bitte, bitte, lieber Sommer, geh noch nicht vorbei!“) bis hin zu Panikanflügen („Steht Weihnachten schon vor der Tür?“) und gar Aggression („Das verdirbt mir den Weihnachtszauber …“). Von Weihnachtshass kann hier jedoch keine Rede sein – die Fotos und Sprüche sind meist witzig gemeint und vor dem Hintergrund einer nostalgischen Liebe zur traditionsreichen Adventszeit entstanden.

Für mich persönlich ist die Weihnachtsvorfreude mit ihren magischen Momenten nicht auf die Adventszeit beschränkt. Manchmal höre ich im Hochsommer Weihnachtsmusik. Oder ich backe im Frühling Lebkuchenherzen, einfach weil ich Lust darauf habe. Und natürlich kaufe ich meine ersten Weihnachtsgeschenke im Herbst. All das kann mir nicht die zauberhafte Atmosphäre der Weihnachtsfeiertage im Kreise meiner Liebsten nehmen. Ich gebe es zu: Für mich dürfte jeden Tag Weihnachten sein!
Ihnen wünsche ich eine frohe und entspannte Weihnachtszeit – wann immer Sie sie beginnen!

Redakteurin Linda Benkner nascht viel zu gern Lebkuchenherzen, um sie nur im Dezember zu kaufen.

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