Ja. Nein. Vielleicht! Entscheidungen treffen ist schwer.

Kolumne

Jeden Tag fällen wir Dutzende Entscheidungen. Mal haben sie weitreichende Folgen, mal nicht. Doch wie frei ist unsere Wahl? Unsere Redakteurin macht sich Gedanken. 

Kuchen oder Eis? Studium oder Ausbildung? Kinder oder keine? Sobald wir diese Welt betreten, müssen wir uns entscheiden. Ist es anfangs nur die Frage, ob wir den Möhrenbrei mampfen oder verschmähen, werden die Entscheidungen mit zunehmendem Alter komplexer und von immer größerer Tragweite.
Mit der Auflösung vieler gesellschaftlicher Konventionen sind die Wahlmöglichkeiten stark gestiegen. Theoretisch kann jeder Mensch selbst entscheiden, wie er leben möchte. Theoretisch, denn leider beschränken das Milieu, in das wir geboren werden, und unsere finanziellen Mittel noch immer die Möglichkeiten, die wir haben. Dennoch: Menschen können heute wie nie zuvor ihr Leben frei gestalten. Das ist ein Segen, aber es schafft auch Druck und mitunter eine Qual der Wahl.

Wobei die Wissenschaft immer wieder zur Debatte stellt: Gibt es den freien Willen überhaupt? Treffen wir unsere Entscheidungen wirklich selbstbestimmt? Forscher haben im Experiment nachgewiesen, dass im Gehirn schon mehrere Sekunden vorher feststeht, für welchen von zwei Knöpfen wir uns entscheiden werden, noch bevor wir dies bewusst formulieren können. Ist der freie Wille also nur eine Illusion? So einfach ist es wohl nicht. Vielmehr folgen auch unbewusste Entscheidungen einer Logik und sind beeinflusst von Wünschen, Gefühlen, Erfahrungen, der Kultur, den Menschen um uns herum und den Medien – all das, was die Gesamtheit einer Person ausmacht. Und oft sind die bewussten Gründe, mit der wir eine Wahl erklären, nicht in Gänze die wahren Auslöser für unsere Entscheidung.

Generell mag ich es nicht, wenn ich zu lange vor mehreren Optionen stehe. Dieser schwebende Zustand zwischen zwei Stühlen ist nichts für mich. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich meine Wahl immer recht schnell treffe. Mein Motto: Lieber mutig voran ins kalte Wasser springen, als zitternd am Strand stehen. Zwei Entscheidungen haben mein Leben bis dato wesentlich beeinflusst: Mein Studium zu wechseln und zurück in die Großstadt nahe meiner Heimat zu ziehen, wo ich eine tolle Zeit verbrachte, berufliche Weichen stellte und später meinen Mann kennen lernte. Romantisch gesehen könnte man von Schicksal sprechen – würde dieses Wort nicht konträr zum freien Willen stehen. Später entschied ich mich, für den Job meine Heimat zu verlassen und mit meinem Mann 600 Kilometer entfernt neu anzufangen. Die Kehrseite: Ich sehe meine Familie nur noch wenige Male im Jahr. Doch die Befürchtung, beruflich nicht Fuß zu fassen, war stärker als die Angst vor dem Neubeginn. War das eine freie Entscheidung? In jedem Fall war es vorerst die richtige. Und zum Glück kann ich eines Tages entscheiden zurückzugehen. jab //

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