Tipps für den Festival-Sommer

FestivalsLaute Musik, fröhliche Menschen, ausgelassene Stimmung – Festivals gehören zum Sommer dazu. Auch unsere Autorin besucht sie leidenschaftlich gern, stellt aber fest, dass mit zunehmendem Alter die Bequemlichkeit größer wird. Sie wagt den Vergleich zwischen einem Festival mit und ohne Campen.

Jeder Mensch sollte mindestens einmal im Leben ein Festival besucht haben – finde ich. Das Erlebnis, mit Gleichgesinnten zur geliebten Musik abzufeiern und tagelang in einem Ausnahmezustand fernab des Alltags zu leben, ist einfach großartig. Wie Mama und Papa es früher krachen ließen – dies sind die Geschichten, die wir später unseren Kindern erzählen werden.

Die Festivallandschaft in Deutschland ist sehr vielfältig; weit über 500 Veranstaltungen gibt es mittlerweile. Von Rock und Pop über Folk und Elektro bis hin zu Heavy Metal ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Mein erstes Festival – das Hurricane-Festival in Niedersachsen – erlebte ich im Juni 2013 mit 25 Jahren reichlich spät. Warum? Früher reichte das Geld nicht oder die musikalischen Vorlieben der Freunde waren zu unterschiedlich. 2013 lernte ich dann die ganze Vielfalt kennen: großartige Konzerte, Spaß auf dem Campingplatz, ausgelassene Leute, Sommergewitter und verschlammte Wege, die einige Verrückte zum Schlammbaden nutzten. 2016 fuhr ich erneut zum Hurricane, ehe ich 2017 das Festival Lollapalooza in Berlin besuchen durfte. Seitdem frage ich mich leicht besorgt: „Bist du etwa spießig geworden?“ Grund: Zwar freute ich mich auf das Festival, aber ebenso darauf, jeden Abend in ein weiches Bett zu fallen und eine heiße Dusche zu nehmen. Denn das zweitägige Festival mit rund 85 000 Besuchern pro Tag ist eines ohne Camping. Im Nachgang wage ich einen Vergleich der Vor- und Nachteile eines Festivals mit und ohne Zelten.

Festival mit Campen – Vorteile

Gemeinschaft
Die Konzerte grandioser Bands in allen Ehren – ebenso schön sind die Stunden auf dem Campingplatz, wenn wir uns mit Freunden um den Grill versammeln, Zeit und jede Menge Spaß haben. Dass sich die Zeltnachbarn dazugesellen – kein Problem!

Günstiger
Es klang schon an – ein Festival mit Zelten schont den Geldbeutel, da wir uns unsere Verpflegung selbst mitbringen. So können wir theoretisch auch die Verlockungen der Essensstände auf dem Konzertgelände links liegen lassen. Theoretisch …

Intensive Erlebnisse
Seien wir ehrlich – welche Erinnerungen erzählen wir immer wieder? Es sind die witzigen, skurrilen Situationen, die uns im Leben widerfahren. Und von denen gibt es besonders bei einem Festival mit Zelten zuhauf.

Festival mit Campen – Nachteile

Sanitär
Die tägliche Hygiene wird zur Herausforderung: Bloß nichts vergessen auf dem Weg zur Dusche, denn sonst müssen wir den halben Kilometer zum Zelt zurücklaufen. Von dem Zustand der Dixies brauchen wir erst gar nicht zu sprechen.

Schleppen
Die Anreise ist immer mit Aufwand verbunden: Gilt es doch, Zelt, Pavillon, Dosenravioli und Bier vom Parkplatz zum entfernten Zeltplatz zu tragen. Je nach Temperaturen und Menge kann das ganz schön schweißtreibend sein.

Naturgewalten
Zugegeben, ein Zelt ist ein wenig sicherer Ort bei Gewittern. Und die drohen im Sommer bekanntlich öfter. Deshalb ist es ratsam, bei Anmarsch eines Unwetters rechtzeitig das Auto aufzusuchen und dort weiterzufeiern.

Festival ohne Campen – Vorteile

Im Bett schläft sich’s besser
Hand aufs Herz – wer übernachtet schon gern im Zelt? In der Nacht wird es kalt und tagsüber unerträglich heiß. Außerdem gibt es zu wenig Platz für die ganzen Klamotten, die man unbedingt mitnehmen musste.

Die eigene heiße Dusche
Sich nach durchgetanzten Konzerten Staub und Schweiß vom Körper zu waschen ist einfach himmlisch. Zwar gibt es auch bei Festivals mit Zelten (Gemeinschafts-)Duschen, aber in denen ist man selten allein. Mitunter lässt der Wasserdruck zu wünschen übrig und beim Anziehen der Gummistiefel kann man fast sicher sein, dass wieder Schmutz am Bein hängen bleibt.

Man sieht gut aus – und die anderen auch
Festivals ohne Campen sind der Traum aller Fashionistas. Nur hier können die Ideen der Modemagazine umgesetzt werden, da man zu Hause oder in der Unterkunft Bad, Kleiderschrank und Spiegel hat. Auf Festivals mit Camping machen Schmutz, der fehlende Ganzkörperspiegel und wenig Platz im Zelt den ersehnten Hippie-Look oft schnell zunichte.

Festival ohne Campen – Nachteile

Money, money, money
Fakt ist: Ein Festival ohne Zelten belastet das Portemonnaie deutlich mehr – zumindest, was Essen und Trinken angeht. Grund: Man darf keine eigenen Lebensmittel mitbringen. Bei Festivals mit Campen ist es dagegen erlaubt, seine eigene Verpflegung immerhin mit auf den Zeltplatz zu nehmen.

Die Abreise
Die Musik und das Licht gehen aus, die Konzerte des Tages sind vorbei: Zeit, nach Hause zu gehen. Logisch, dass die vielen Tausend Besucher daraufhin im Stau stehen oder notgedrungen gruppenkuscheln in den öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn sie nicht die Möglichkeit haben, mit dem Fahrrad zu fahren. Glücklich, wer da nur zum Zelt laufen muss.

Meine Gruppe, deine Gruppe
Zu einem Festival ohne Campen geht man morgens hin und abends wieder heim. Kleidung trägt man hier weniger aus Notwendigkeit, sondern als Ausdruck eines Lifestyles und einer Gruppenzugehörigkeit. Das ist schön anzusehen, zieht aber auch Gräben zwischen den Besuchern.
Dieses Jahr besuche ich wieder das Hurricane-Festival. Allerdings schlagen wir diesmal unser Zelt in einem abgetrennten Resort mit Sandwegen und eigenen, wasser-gespülten Toiletten und Duschen auf. So viel Luxus gönn ich mir! jab //

Das Festival-Überlebenspaket

  • Powerbank: falls dem Handy der Saft ausgeht
  • Regenponcho und Gummistiefel: unverzichtbar, wenn die Wege zu Teichen werden
  • Klappstühle: auf den Konzerten stehen ist anstrengend genug
  • Müllbeutel: zum gelegentlichen Aufräumen des eigenen Zeltplatzes. Auch hervorragend als provisorischer Poncho geeignet
  • Sonnenbrille: schützt vor zu viel Sonne nach zu wenig Schlaf
  • Taschentücher/Klopapier: zum fortgeschrittenen Zeitpunkt oft Mangelware auf den Toiletten
  • Trockenshampoo: falls man nicht zum Haarewaschen kommt
  • Wiederverschließbare Gefrierbeutel: Handys müssen darin bei Nässe nicht um ihr Leben fürchten

Kleine Festival-Apotheke

  • Desinfektionsgel oder -spray
  • Kopfschmerztabletten
  • Pflaster
  • Anti-Kater-Mittel
  • Vitamintabletten
  •  Sonnenschutz
  • Anti-Mücken-Spray oder -Gel
  • Salbe gegen Insektenstiche
  • Ohrstöpsel

Tipp:
Unter www.festivalguide.de erhalten Sie einen umfassenden Überblick über alle Festivals in Deutschland, Europa und weltweit.

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