Von Hund und Katz

Kolumne

Hund oder Katze? Deutschlands Tierliebhaber spalten sich in zwei Lager. Dabei kann man beide Vierbeiner lieben, findet unsere Autorin.

Die Meinungen am Mittagstisch sind einstimmig: „hinterhältig“, „fies“, „eklig, vor allem die Nackten“. Ich bin gekränkt. Unter meinen Kollegen bin ich an diesem Tag die einzige Katzenliebhaberin.

Wenn es um die Frage Hund oder Katze geht, können Menschen sehr emotional werden. Ganz zu schweigen von dem „Krieg“, der im Internet tobt: Was ist süßer – Katzen- oder Hundebabys? Fast bekommt man den Eindruck, als müssten wir uns für eine Seite entscheiden. Was natürlich nicht stimmt – man kann sowohl Hunde als auch Katzen lieben.

Statistiken sprechen allerdings dafür, dass eher die Katze die beste Freundin der Deutschen ist: 13,4 Millionen von ihnen bevölkern laut einer Umfrage von 2017 die deutschen Haushalte. Hunde sind mit 8,4 Millionen Exemplaren in deutlicher Unterzahl. Das hat vermutlich einen einfachen Grund: Zeit. Wie in meiner Familie. Ich selbst bin mit zwei Katzen aufgewachsen. Die Anschaffung war eine pragmatische Entscheidung meiner Eltern: Katzen sind unabhängig, kommen gut allein zurecht. Sie sind an den Menschen gewöhnt, brauchen ihn aber nicht. Perfekt also für Leute, die ihr Haustier aus Berufsgründen oft allein lassen müssen.
Unsere beiden Miezen waren wie Tag und Nacht: Daisy, unsere verstorbene ältere Katze, war launisch, schlau und kratzbürstig. Bekamen wir einmal ihre Krallen zu spüren, wussten wir, dass wir Madame besser nur an ausgewählten Körperstellen kraulten. Akzeptierte man ihre Grenzen, war sie jedoch eine treue Zeitgenossin, immer in unserer Nähe. Dagegen bekommen wir die Krallen der jüngeren Katze nie zu spüren. Mia ist sehr verschmust, zahm, aber nicht der hellste Stern am Himmel. Leicht lässt sie sich austricksen, für den Tierarztbesuch einfangen und gern mal von Fremden streicheln. Sie wäre wohl schnell weg, wenn jemand anders ihre Dosen öffnete.

Dank der beiden habe ich erfahren, dass Katzen ihre eigene Persönlichkeit haben – wie auch Hunde. Wobei der Charakter eines Hundes meiner Meinung nach zu einem guten Teil auch vom Halter abhängt. „Wie der Herr, so’s Gescherr“, lautet ein altes Sprichwort. Unerzogene Hunde machen mir Angst. Tiere, die Wildfremde anbellen oder auf Jogger loshetzen. Deshalb: Die Erziehung eines Hundes ist das A und O. Ist die aber gegeben, kann er ein ganz reizender Weggefährte sein: verspielt, treu – und wem ist angesichts des berühmten Hundeblicks nicht schon mal das Herz geschmolzen? Eben!

Immer mal wieder erscheinen – zugegeben fragwürdige – Studien, die die spezifischen Eigenschaften von Katzen- und Hundehaltern aufdecken. So gelten Hundehalter als selbstbewusste, extrovertierte Persönlichkeiten, die gern mit anderen in Kontakt kommen. Nicht so abwegig, denn sie müssen mit ihrem Vierbeiner viel rausgehen. Dagegen wissen Katzenhalter um den Freiheitsdrang ihrer Mieze, denn sie pflegen ihn selbst und gelten als introvertiert und vielleicht etwas exzentrisch. Stichwort: crazy cat lady.

Der Schriftsteller Kurt Tucholsky sagte einst: „Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal.“ In diesem Sinne liebte ich es, meinen beiden Miezen das Fell zu striegeln, und spürte einen bittersüßen Stich der Enttäuschung, wenn sie trotz Rufen stur in sicherer Entfernung sitzen blieben. Zum Glück war das Futterregal immer gut mit Bestechungsleckerlis gefüllt. jab //

Redakteurin Jana Benke schmust gern mit Stubentigern, schmilzt aber auch bei süßen Hundeblicken dahin.

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