Warum ist eine gesunde Darmflora so wichtig?

Der Darm

Hundert Billionen Lebewesen besiedeln unseren Darm – zum Glück, denn die Bakterien sind nicht nur wichtige Helfer bei der Verdauung, sondern erhalten uns auch gesund und wehren erfolgreich Krankheiten ab. Ein spannender Blick auf die Lebenswelt in uns.

Sie sind viele und sie sind fleißig: Billionen von Mikroorganismen leben in unserem Darm, und zwar überwiegend Bakterien, die sich besonders im Dickdarm wohlfühlen – viele hundert verschiedene Arten mit unterschiedlichen Aufgaben und Vorlieben. Würde man sie alle auf die Waage stellen, ergäben sie eine Masse von rund 1,5 Kilogramm. Zusammen bilden sie unsere Darmflora, wobei dieser Name genau genommen nicht ganz korrekt ist. Bakterien werden nicht zur Pflanzenwelt gezählt, daher nennt man diese Gemeinschaft von Mikroorganismen präziser unser Mikrobiom.

Spannendes Forschungsgebiet

Seit vor rund zehn Jahren die Analyse unserer Darmflora möglich wurde, hat sich die Mikrobiomforschung zum wissenschaftlichen Senkrechtstarter entwickelt. Welchen Einfluss haben die Mikroorganismen auf unsere Gesundheit? Können wir Krankheiten heilen, wenn wir ins Mikrobiom eingreifen? Das sind die vielversprechenden Ansätze, mit denen sich die Forscher beschäftigen.

Wegen ihrer wichtigen Aufgaben wird unsere Darmflora auch als „Organ im Organ“ bezeichnet. Und in der Tat ist das Zusammenleben von Mensch und Bakterien eine echte Win-win-Situation. Die winzigen Mitbewohner finden im Darm ein stabiles Ökosystem und ausreichend Nahrung. Im Gegenzug nützen sie uns auf verschiedene Weise.

Bauchbewohner mit wichtigen Aufgaben

Die Darmflora unterstützt uns bei der Verdauung. Mit selbst produzierten Enzymen bauen die Bakterien Nahrung ab, die wir ansonsten nicht verwerten könnten. Durch ihre pure Masse sorgen sie außerdem dafür, dass krank machende Keime keinen Platz haben, und schützen uns so vor Infektionen. Manche Darmbakterien sind sogar in der Lage, nützliche Vitamine wie B6, B12 oder K zu bilden. Und unsere Darmflora ist ein wichtiger Trainingspartner für das Immunsystem: Sie sorgt dafür, dass sich die körpereigene Abwehr richtig entwickelt und zwischen harmlosen und gefährlichen Fremdstoffen zu unterscheiden lernt. Das fängt schon beim Säugling an. Im Mutterleib ist sein Magen-Darm-Trakt noch ganz steril, mit der Geburt beginnt dann die Besiedelung mit Mikroorganismen. Und die ersten Lebenswochen – beispielsweise die Ernährung mit Muttermilch – legen wichtige Grundbausteine für Babys Immunsystem.

Wenn die Darmflora gestört ist

Manchmal kommt es vor, dass die Lebensgemeinschaft im Darm negativ beeinflusst wird. Man weiß heute, dass bestimmte Krankheiten mit einer veränderten Zusammensetzung des Mikrobioms einhergehen: Nicht nur Magen-Darm-Erkrankungen, sondern auch die Entstehung von Übergewicht, Diabetes und psychische Störungen werden mit einer veränderten Darmflora in Verbindung gebracht.

Auch die Einnahme von Antibiotika, die sich nicht immer vermeiden lässt, hat Auswirkungen auf unseren Darm. Häufig tritt dabei als Nebenwirkung Durchfall auf – eigentlich ganz logisch, denn die Bakterien-Killer zerstören gefährliche Keime ebenso wie die nützlichen Mikroorganismen im Verdauungssystem. So sind nach einer fünftägigen Antibiotika-Therapie etwa 30 Prozent der Darmflora zerstört. In diesem Fall wird daher oft die Einnahme von Probiotika empfohlen: Präparate mit Millionen lebender Bakterien und Hefepilzen, die sich im Darm ansiedeln und bei der Regeneration des Mikrobioms helfen sollen.

Futter für die Darmbakterien

Bei jedem Menschen sieht die Darmflora anders aus. Sie wird von unserer individuellen Ernährung geprägt, denn die Bakterien ernähren sich von dem, was wir essen und was im Verdauungsprozess daraus entsteht. Wenn wir unseren Speiseplan umstellen, passen sie sich schnell an das neue Angebot an. Das heißt aber auch: Wir können unsere nützlichen Mitbewohner täglich verwöhnen, und zwar mit einer gesunden, überwiegend pflanzlichen und ausgewogenen Ernährung mit vielen Ballaststoffen. Denn die sorgen nicht nur für einen raschen Abtransport anfallender Schadstoffe, sondern sind auch die Leibspeise unserer kleinen Mitesser, die sich so weiterhin pudelwohl bei uns fühlen – für ein rundum gutes Bauchgefühl!

Dem Darm Gutes tun: Probiotika und Prebiotika

Probiotika sind lebende Mikro-organismen, z. B. Bifidobakterien oder Laktobazillen, mit einem positiven Gesundheitseffekt. Sie verdrängen schädliche Bakterien im Darm und können so zu einer stabilen gesunden Darmflora beitragen. Es gibt Probiotika in funktionellen Lebensmitteln (z. B. Joghurt, Kefir) sowie als Arznei- oder Nahrungsergänzungsmittel.

Prebiotika sind unverdauliche Ballaststoffe wie die Pflanzeninhaltsstoffe Inulin und Oligofruktose. Sie dienen als Nahrungsgrundlage für die guten Bakterien im Dickdarm, die sich so besser vermehren können. Prebiotika werden Lebensmitteln zugesetzt und sind auch isoliert als Pulver oder Kapseln erhältlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

dreizehn + zwei =