Training für die grauen Zellen

Wer rastet, der rostet. Wer sich zu wenig bewegt, wird unbeweglich. Das gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für den Kopf. Um den Denkapparat fit zu halten, ist es wichtig, Körper und Geist regelmäßig zu trainieren.

Training für die grauen Zellen

Stellen Sie sich vor, Sie sind bei Freunden eingeladen. Die Gastgeber stellen Ihnen die anderen Gäste mit jeweiligem Namen vor. Sie unterhalten sich längere Zeit mit einer Person, die Sie auf Anhieb sympathisch finden. Doch wie war noch mal der Name des Gesprächspartners, der sich gerade so höflich mit der Nennung Ihres Namens bei Ihnen verabschiedet hat? – Es gibt unzählige Alltagssituationen, in denen wir uns wünschen, dass unser Gehirn das Gehörte besser abspeichert. Das ist jedoch kein Grund zu verzagen, denn das Gehirn lässt sich wie ein Muskel trainieren. Gehirnjogging heißt der angesagte Trendsport für den Kopf.

Gehirnjogging ist zu einem Schlagwort geworden

Wie joggt das Gehirn?  Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff, der heute in aller Munde ist? Der pensionierte Erlanger Psychologe Dr. Siegfried Lehrl hat den Ausdruck Gehirnjogging in den 1980er-Jahren in Deutschland geprägt. In einem Sonderdruck der Zeitschrift „Fortschritte der Medizin“ beschreiben er und seine Kollegen B. Fischer, W. Eissenhauer und H. Abraham den Begriff wie folgt: „Der Ausdruck ‚Gehirnjogging‘ soll an das körperliche Jogging erinnern, bei dem man längere Zeit läuft, ohne sich zu stark zu belasten. Gemeint ist mit Gehirnjogging, dass Geist und Gedächtnis mehrere Minuten lang geübt werden. Dabei sollen sie jedoch nicht maximal belastet werden.“ Die Methode, das Gehirn gezielt zu trainieren, wurde ursprünglich für Patienten in Reha-Kliniken angewandt, die an chronischen Krankheiten oder an einer Verletzung des Gehirns nach Unfällen litten.

Eine Frage des Trainings. Die Anzahl der Gehirnzellen und die Verbindungen zwischen den Nervenzellen (Synapsen) nehmen mit zunehmendem Alter ab. Geistige Inaktivität und Routinetätigkeiten lassen die Synapsen im Gehirn erschlaffen. Als Folge davon verringert sich die Gedächtnisleistung. Auch das Konzentrationsvermögen lässt nach. Allerdings haben Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren gezeigt, dass das Gehirn auch im fortschreitenden Alter neue Nervenzellen und Verknüpfungen bilden kann, sofern es regelmäßig trainiert wird. Ziel des Gehirnjoggings ist es, die Gedächtnisleistung spielerisch zu steigern und die geistige Gesundheit möglichst lange zu erhalten.

Der Mix macht’s. Das Angebot ist äußert vielfältig. Neben altbewährten Methoden wie Schach, Dame, Sudoku- und Kreuzworträtsel gibt es seit einigen Jahren auch Konsolen- und Online-Spiele sowie Apps für Tablets und Smartphones. Das Nintendo-Spiel Dr. Kawashimas Gehirnjogging hat erstmals ein Videospiel mit geistigem Fitnesstraining kombiniert; es besteht aus Aufgaben wie Kopfrechnen, Zählen, schnellem Lesen und Silbenzählen. Der wohl weltweit bekannteste webbasierte Anbieter von Gehirntraining ist Lumosity aus den USA. Mehr als 50 Millionen Menschen versuchen weltweit spielend ihre grauen Zellen zu trainieren. NeuroNation heißt der deutsche Konkurrent aus Berlin. Das Gehirnjogging von NeuroNation soll die Konzentration, das Gedächtnis, die Logik sowie die Intelligenz und den IQ verbessern. Ein weiterer Berliner Anbieter ist Memorado. Das Trainingsprogramm soll mit mehr als 25 Spielen unter anderem Konzentration, Logik und Reaktion steigern. Bei allen Anbietern reicht die Zielgruppe von jungen bis zu älteren Menschen, die gerne am Computer, Tablet oder Smartphone unterschiedliche Aufgaben auf spielerische Weise lösen möchten.

Mit Spaß dabei. Gehirnjogging hat einen positiven Einfluss auf die geistige
Gesundheit. Allerdings ist nicht wissenschaftlich belegt, ob sich durch Gehirnjogging einer Altersdemenz vorbeugen lässt. In jedem Fall wirkt sich das Training positiv auf die Konzentration und die Gedächtnisleistung bis ins hohe Alter aus und kann Gedächtnisprobleme verbessern. Deswegen ist es sinnvoll, möglichst früh mit dem Training zu beginnen und dieses abwechslungsreich zu gestalten, um verschiedene Hirnareale zu stimulieren. Der Denksport soll vor allem Spaß machen und motivieren, regelmäßig zu trainieren. (atw)

 

So halten Sie Körper und Geist fit

  • Das Gehirn braucht Nahrung. Ernähren Sie sich gesund mit viel frischem Obst und Gemüse.
  • Trinken Sie ausreichend Mineralwasser oder ungesüßte Tees, mindestens 2 l am Tag. Das wirkt sich positiv auf die Konzentration und das Gedächtnis aus.
  • Bewegung trägt zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit bei. Ob spazieren, walken, joggen oder Rad fahren – bewegen Sie sich regelmäßig.
  • Überfordern Sie Ihren Geist nicht, bauen Sie regelmäßige Ruhephasen ein, um das Gelernte abzuspeichern und neue Energie zu tanken.
  • Gönnen Sie Ihrem Körper und Geist ausreichend Schlaf, um sich regenerieren zu können.

 

Alltagsübungen für das Gehirn

  1. Einkaufsliste merken: Erstellen Sie eine Einkaufsliste und teilen Sie die Artikel in Kategorien wie z. B. Milchprodukte, Fleischwaren, Gemüse und Backwaren ein. Gehen Sie die Liste vor dem Einkaufen 3-mal im Kopf durch.
  2. Bildunterschiede erkennen: In Zeitschriften gibt es oft 2 Bilder, die fast gleich aussehen. Finden Sie Unterschiede und markieren Sie diese. Das trainiert die Konzentration und das Gedächtnis.
  3. Gegenstände merken: Schauen Sie sich ein Bild z. B. aus einer Zeitschrift an, merken Sie sich die darauf abgebildeten Gegenstände und legen Sie es beiseite. Notieren Sie auf einem Blatt die Dinge, an die Sie sich erinnern, und kontrollieren Sie dann.

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